Das Kamille-Aroma im Wein ist eine eher zarte, aber bemerkenswerte Note, die häufig in Weißweinen und manchmal in Roséweinen zu finden ist. Kamille erinnert an den milden, blumig-kräuterigen Duft von getrockneten Kamillenblüten, wie man sie aus Tees oder natürlichen Heilmitteln kennt. Es handelt sich dabei um ein angenehmes, leicht würziges Aroma, das dem Wein eine sanfte, beruhigende Nuance verleiht und oft im Zusammenspiel mit fruchtigen oder floralen Aromen steht.
Die Herkunft des Kamille-Aromas
Das Aroma von Kamille im Wein stammt in der Regel aus den Primäraromen, die von den Trauben selbst herrühren. Bestimmte Rebsorten, vor allem solche, die für ihre aromatische Intensität bekannt sind, können bei optimaler Reife und unter den richtigen Bedingungen Kamillenoten entwickeln. Diese Aromen sind subtil und neigen dazu, im Hintergrund zu verweilen, während fruchtige oder florale Noten dominanter sein können.
Ein weiterer Faktor, der das Kamille-Aroma beeinflussen kann, ist der Ausbau des Weins. Weine, die in Edelstahltanks oder alten Holzfässern ohne starken Einfluss von Eiche ausgebaut werden, können diese zarten, krautigen Aromen besser zur Geltung bringen. Die Fermentation und das Hefelager (Sur Lie) können ebenfalls dazu beitragen, dass sich Kamille und ähnliche würzige Noten im Wein entfalten.
In welchen Weinen findet man Kamille?
- Chenin Blanc
 Besonders aus der Loire-Region in Frankreich ist Chenin Blanc bekannt für seine aromatische Vielfalt, die von frischen Fruchtaromen bis hin zu floralen und würzigen Noten reicht. In den trockeneren Varianten von Chenin Blanc, wie in Vouvray oder Savennières, kann sich das Aroma von Kamille gut entwickeln, oft zusammen mit Apfel, Honig und Zitrusnoten.
- Grüner Veltliner
 Grüner Veltliner aus Österreich, insbesondere in den gehobeneren Qualitätsstufen wie Smaragd oder Federspiel aus der Wachau, zeigt häufig subtile Aromen von Kräutern und Blumen, darunter Kamille. Diese Weine zeichnen sich durch eine markante Säure und Würzigkeit aus, was Kamille und weiße Pfeffernoten gut zur Geltung bringt.
- Chardonnay (aus kühleren Regionen)
 In Chardonnays aus kühleren Regionen, wie z. B. Chablis in Frankreich oder Tasmania in Australien, kann Kamille neben frischen Zitrusaromen und mineralischen Noten auftreten. Diese Weine werden oft ohne oder mit nur minimalem Holzeinsatz ausgebaut, was die Primäraromen der Traube, wie Kamille, in den Vordergrund rückt.
- Riesling
 Riesling, vor allem aus kühleren Anbaugebieten wie dem Rheingau oder Mosel in Deutschland, kann in seiner trockenen oder halbtrockenen Form zarte Kamillenaromen entwickeln. Diese sind oft begleitet von Zitrusfrüchten, grünem Apfel und einer erfrischenden Säure, was den Wein lebendig und dennoch elegant macht.
- Vermentino
 Diese italienische Rebsorte, die hauptsächlich in Sardinien und Ligurien angebaut wird, ist bekannt für ihre frischen, blumigen und würzigen Aromen. In vielen Vermentino-Weinen lässt sich Kamille entdecken, zusammen mit Zitrone, Kräutern und salzigen mineralischen Noten, die die Nähe zum Meer widerspiegeln.
Die Rolle der Kamille im Weinaroma
Das Kamille-Aroma im Wein bringt eine sanfte Würzigkeit, die den Wein zugänglicher und gleichzeitig vielschichtiger machen kann. Es ist ein eher dezentes Aroma, das dem Wein jedoch eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit verleiht. Besonders bei Weinen, die eine ausgeprägte Frische oder Säure besitzen, kann Kamille den Gaumen „beruhigen“ und dem Wein eine harmonische Balance verleihen.
Während fruchtige und blumige Aromen oft die erste Wahrnehmung eines Weines bestimmen, erscheint Kamille häufig als ein „hintergründiges“ Aroma, das den Abgang beeinflusst und dem Wein eine gewisse Kräutrigkeit verleiht. Diese Nuancen sind besonders für Weinkenner spannend, die Freude daran haben, die komplexen Facetten eines Weins zu entdecken.

Kamille und ihre Wirkung auf das Geschmackserlebnis
Kamille ist ein Aroma, das den Gesamteindruck eines Weins subtil, aber tiefgreifend beeinflussen kann. Es ergänzt fruchtige oder florale Aromen und bringt eine gewisse Erdigkeit und Trockenheit mit, die den Wein nicht überlagert, sondern ihn vielmehr interessanter macht. Die kräuterige Note der Kamille wirkt zudem erfrischend und bietet eine aromatische Abwechslung zu intensiveren Fruchtaromen.
Besonders in Weißweinen mit hoher Säure oder mineralischer Struktur kann Kamille eine beruhigende Wirkung haben und dem Wein eine elegante, florale Tiefe verleihen. Sie schafft ein Gleichgewicht zwischen Frische und Würzigkeit, das den Wein zugänglicher, aber gleichzeitig komplexer macht.
Wie erkennt man Kamille im Wein?
Um das Kamille-Aroma im Wein zu identifizieren, hilft es, bewusst auf die subtileren, kräuterigen und floralen Töne zu achten. Kamille ist in der Regel nicht so dominant wie andere florale Aromen, wie etwa Rosen oder Veilchen, und erscheint eher als ein Hauch von trockenem Gras oder Tee. Beim Riechen und Schmecken sollte man nach dieser leichten Würzigkeit suchen, die an getrocknete Blütenblätter und Kräutertee erinnert.
Kamille lässt sich am besten in Weinen wahrnehmen, die eine gute Struktur und Frische aufweisen, da diese Aromen besonders in solchen Weinen deutlicher hervortreten.